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Der Ägelsee

Allgemeines

Der Ägelsee bei Niederwil/ Gachnang ist Klärsee der Zuckerfabrik Frauenfeld, welcher seit 1963 besteht. Im Herbst wird er jeweils mit dem Fallwasser gefüllt, welches bei der Zuckerproduktion zwischen Anfang Oktober und Mitte Dezember anfällt. Es ist dies Wasser ohne Schmutzstoffe und einem sehr geringen Sauerstoffgehalt. Aus diesen Gründen gedeihen unter Wasser keine Pflanzen und es können keine Fische im See überleben.


Das Fallwasser wird über die Wintermonate auf natürlichem biologischem Weg geklärt und ab April wieder sukzessive abgelassen. Dadurch unterliegt der Wasserstand am Aegelsee starken Schwankungen. Die schwimmende Insel ist ehemaliger Boden eines Flachmoores, der sich 1963 vom Grunde gelöst hatte. Mit dem Wasserstand bewegt sie sich auf- und abwärts. Seit 1999 wird sie durch Sturmwinde stark in Form und Lage verändert. Ab dem Frühjahr setzt im nun nährstoffhaltigen Wasser des Sees die Produktion von pflanzlichem und tierischem Plankton ein. Letzteres dient den Wasser- und Sumpfvögeln als Nahrung.

Brutvögel (ohne Singvögel)

 

Der Bruterfolg ist stark von Prädatoren wie Fuchs, Rabenkrähe und Elster abhängig. 

Regelmässige Brutvögel:

Zwergtaucher: Alljährlich 5-8 Paare, die bei gutem Bruterfolg auch noch ein zweites Mal brüten.

Stockente: Alljährlich 5-10 Familien. Diese Ente kann auch abseits der Gewässer, z.B. in Wäldern, brüten.

Wasserralle: Alljährlich 1-2 Paare.

Blässhuhn: Alljährlich 5-10 Paare mit mässigem Bruterfolg.

Reiherente: Seit 1991 alljährlich. Je nach Einwirkung der Prädatoren 0-15 Familien pro Jahr. (Diese Tauchente brütet erst seit 1958 in 100-150 Paaren in der Schweiz.)

Teichhuhn: Alljährlich 2-3 Paare.

Ehemalige Brutvögel:

Krickente: 1971 eine erfolgreiche Brut. (In der Schweiz seltener Brutvogel mit  0-4 Brutnachweisen pro Jahr.)

Flussregenpfeifer: Brütete 1976 (erfolgreich) und 1994 (ohne Erfolg) auf Brachgelände bzw. kiesigem Boden. (In der Schweiz nur 100-120 Brutpaare.)

Moorente: Nur 1991 und 1992 1 Paar. Die erfolgreiche Brut 1991 war die erste in der Schweiz.

Kiebitz: Früher alljährlich 6-8 Paare mit schlechtem Bruterfolg. 2001-2003 nur noch 1-2 Paare.

Gastvögel und Durchzügler

 

Über das ganze Jahr verteilt halten sich am Ägelsee Pfeif-, Schnatter-, Krick-, Spiess-, Knäk-, Löffel-, und Tafelenten auf dem See auf. Da in ihm keine Fische leben, finden sich Fischfresser wie Kormoran, Haubentaucher und Säger nur selten und für kurze Zeit ein. Daneben sind auch weitere Wasser- und Sumpfvogelarten wie Reiher, Dommeln,  Sumpfhühner, Möwen und Seeschwalben anzutreffen.

Eine Besonderheit des Ägelsees ist es, dass er den durchziehenden Limikolen als wichtige Raststation auf ihrem weiten Weg ins Mittelmeergebiet oder nach Afrika  dient. Besonders im Sommer und Herbst gibt es ein grosses Nahrungsangebot im Schlickboden, was die Vögel zu schätzen wissen. Dadurch können sie ihre Fettreserven auftanken und sind anschliessend bereit für die Weiterreise.


Gute Limikolen-Rastplätze gibt es in der Schweiz leider nur sehr wenige. Die Watvögel brüten zum Teil weit nordöstlich der Schweiz. So ist der Sichelstrandläufer, der sich fast alljährlich hier einfindet, ein asiatischer Brutvogel (Taymir-Halbinsel). Die am Ägelsee durchziehenden Vögel brüten in Fennoskandien oder Russland. Interessanterweise können die gleichen Vögel in Folgejahren wieder hier nachgewiesen werden (Ringkontrollen). Sie finden also über tausende von Kilometern wieder das kleine Plätzchen, dass ihnen in früheren Jahren als Nahrungsplatz gedient hat.  

Regelmässig durchziehende Arten sind: Flussregenpfeifer, Alpenstrandläufer, Kampfläufer, Bekassine, Dunkler Wasserläufer, Grünschenkel, Waldwasserläufer, Bruchwasserläufer und Flussuferläufer.

Schilf und Heckensaum bieten auch vielen und selteneren Singvogelarten Nahrung und Schutz auf ihrem Weg in die Überwinterungsquartiere. An dem kleinen Ägelsee wurden schon 197 verschiedene Vogelarten, darunter 31 Limikolen-Arten, nachgewiesen.  

Ornithologische Bedeutung des Ägelsees

Der Ägelsee ist in gesamtschweizerischen Inventaren als Wasservogelgebiet von nationaler Bedeutung und als besonders wertvoller Limikolenrastplatz ausgewiesen.

Vogelberingungsstation Ägelsee

Von August bis Oktober werden hier in Zusammenarbeit mit der Schweizerischen Vogelwarte Sempach an den Wochenenden (Freitag Nachmittag und Abend und Samstag Vormittag) mit Japan-Netzen und Reusen Vögel gefangen. Diese werden im Gerätewagen am nordöstlichen Ufer bestimmt, vermessen, gewogen, beringt und wieder freigelassen. Pro Jahr erhalten hier 500-800 Vögel einen Ring, der bei einem Wiederfund manch interessante Angaben über den Zug und das Alter geben kann. 

 

 

 

Einige Fundorte von Vögeln, die am Ägelsee beringt wurden:

Stockente:  Vologda, Russland  2360 km

Tafelente:  Kurgan, Westsibirien, Russland  rund 3900 km

Teichhuhn:  Oran, Algerien (Afrika)  rund 1500 km

Kampfläufer:  Mali (Afrika)  rund 4050 km

Bruchwasserläufer:  Benin (Afrika)  rund 4650 km

Flussuferläufer:  Turku & Pori, Finnland  rund 1700 km

Rauchschwalbe:  Ghana  (Afrika)  rund 4950 km

 

Ornithologische Jahresberichte vom Ägelsee:

 

Ornithologischer Jahresbericht vom Ägelsee 2006 

Ornithologischer Jahresbericht vom Ägelsee 2007 

Ornithologischer Jahresbericht vom Ägelsee 2008 

Ornithologischer Jahresbericht vom Ägelsee 2009 

Ornithologischer Jahresbericht vom Ägelsee 2010 

Ornithologischer Jahresbericht vom Ägelsee 2011 

Ornithologischer Jahresbericht vom Ägelsee 2012 

Ornithologischer Jahresbericht vom Ägelsee 2013 

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